Der Bayerische Landtag (Drucksache 18/3320) hat am 14.11.2019 auf Antrag von 9 Abgeordneten der CSU und 22 der Freien Wähler beschlossen:
Die Staatsregierung wird aufgefordert, durch eine Studie zu untersuchen bzw. untersuchen zu lassen, wie ein reduzierter Antibiotikaeinsatz im medizinischen Bereich realisiert werden kann. Auch soll in diesem Zusammenhang eine mögliche positive Rolle von ggf. ergänzend verabreichten homöopathischen Präparaten beleuchtet werden.
Dem OECD-Bericht „Stemming the Superbug Tide“ vom November 2018 zufolge könnten in den kommenden 31 Jahren bis zum Jahr 2050 – rund 2,4 Mio. Menschen in Europa, Nordamerika und Australien an Infektionen mit multiresistenten Keimen versterben.
Der Anstieg an multiresistenten Keimen ist zum einen einer oftmals unnötigen Antibiotikaverordnung geschuldet: so waren nach den Daten des Antibiotika-Reports der DAK im Jahr 2013 rund 30 Prozent der Verordnungen aufgrund der Diagnose (Virusinfektionen) unnötig. Zum anderen nimmt die Anzahl an Antibiotikaverordnungen generell zu: laut dem Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) haben im Jahr 2015 allein die niedergelassenen Ärzte im Freistaat rechnerisch jedem Erwerbstätigen 4,3 Tagesdosen Antibiotika verschrieben.
Wissenschaftliche Studien, speziell im Bereich der HNO-Erkrankungen, konnten aufzeigen, dass durch den Einsatz klassischer Homöopathie sowohl ein Einsatz von Antibiotika vermieden als auch eine Verbesserung der individuellen Infektabwehr erreicht werden konnte. Weiterhin wies eine Studie zur Mortalität von Patienten mit einer schweren Sepsis darauf hin, dass eine homöopathische Behandlung eine nützliche zusätzliche Behandlungsmethode bei schwer septischen Patienten darstellen kann. Dennoch ist der wissenschaftliche Diskurs um Homöopathie und andere Alternativmethoden als Antibiotika-Substitute oder als Antibiotikatherapie-begleitende Präparate uneinheitlich.
Eine hier ansetzende Studie könnte Aufschluss darüber geben, inwiefern homöopathische Präparate sowie weitere alternativmedizinische Methoden eine Antibiotikaverordnung ersetzen oder zumindest reduzieren könnten – um damit der zunehmenden Entstehung multiresistenter Keime entgegenzuwirken.
(Süddeutsche Zeitung vom 16./17.11.2019):
Prof. Edzard Ernst, ein britischer Professor für Alternativmedizin, in seinem Blog:
Es ist offiziell: Die bayerische Regierung ist verrückt geworden.
Der CSU-Abgeordnete Bernhard Seidenath, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses:
Der Beschluss ist sehr, sehr gut, die Medizin muss bunt und integrativ sein.