Therapeutische Entsäuerung – Nein, danke!

Offener Brief an Frau Birgit Schrowange

Sehr geehrte Frau Schrowange, da Sie als Markenbotschafterin Basica nur auf Umwegen zu erreichen sind, entweder über die MSC Promotion GmbH (kontakt@msc-promotion.de) oder Protina Pharmazeutische GmbH (info@protina.de), Hersteller der Basica Produkte, wird dieser Weg gewählt.

Placebo?

Ihre subjektive Einschätzung „Mein persönliches Energie-Geheimnis ist die regelmäßige Entsäuerung mit Basica®,“ basiert (Wortspiel) vermutlich auf einer Fehleinschätzung, vielleicht der Placebo-Effekt.
Es ist zu befürchten, dass Sie von der Fa. Protina nicht ausreichend informiert wurden, bevor Sie zur Markenbotschafterin Basica aufgestiegen sind.
Da Sie auf der Website von Protina (www.basica.de/birgit-schrowange/) als „Influencerin“ Ihren „Followern“ Ratschläge geben, erscheint es notwendig, Ihre Empfehlungen zu hinterfragen.

Ernährungsbedingte Säurebelastung

  • Ist Ihnen bekannt, dass die Aussagen von MSC Promotion an der Realität vorbeigehen?
    „Ein Ausgleich der täglichen ernährungsbedingten Säurebelastung ist ein sinnvoller Beitrag für die Gesunderhaltung. Mit einer Dosis von 65 mmol Basen pro Tag kann die aus dem Verzehr von Protein entstehende etwa gleich große Säurelast kompensiert werden.“
    Hier die vom Hersteller Protina täglich empfohlenen Dosen an Basen (mmol): Compact 20,  Vital 65 zusammen mit 65 Natrium (Kochsalz NaCl), Instant 29 zusammen mit 29 Natrium (Kochsalz NaCl), Direkt 21.
    Somit scheitern die drei Produkte Basica Compact, Basica Instant und Basica Direkt am Anspruch von MSC Promotion und scheiden damit für Ihre „Follower“ aus.
  • Ist Ihnen bekannt, dass die „aus dem Verzehr von Protein entstehende Säurelast“ eine falsche Annahme ist?
    Die Fakten dazu: Unter einer Nulldiät – also auch keine Protein-Aufnahme – bis zu 6 Tagen Dauer nimmt die Säure-Ausscheidung praktisch nicht ab. Dies gilt teilweise auch für die Sulfat-Ausscheidung als Marker für den Protein-Umsatz. Nähere Informationen hier.
  • Zum Thema „Wenn der Körper übersäuert“ hat das ZDF am 27.08.2012 einen Beitrag gesendet, der hier einzusehen ist.

Fazit

  • Eine ernährungsbedingte Azidose ist auszuschließen.
  • Eine therapeutische Entsäuerung des gesunden Organismus ist vollkommen überflüssig.

Kuchen und Wein

Wie kommen Sie zu Ihrer „Entschuldigung“? „... Ausgleich fürs Genießen, wenn ich mal wieder einem Stück Kuchen oder einem Glas Wein nicht widerstehen konnte.“

Sie suggerieren Ihren „Followern“, dass Kuchen oder Wein Ihren Säure-Basen-Haushalt negativ beeinflussen würde?

Die Tatsachen dazu:

  • Die im Internet und in Publikationen zirkulierenden sogenannten PRAL-Tabellen mit Angaben zu sauren und basischen Nahrungsmitteln sind weitgehend falsch. Sie enthalten viele saure Lebensmittel – ohne jede wissenschaftliche Grundlage.
  • Unter dem Link finden Sie wissenschaftlich begründete Tabellen, die – keinerlei – saure Lebensmittel enthalten.
    Im April 2019 wurden 8 Autoren von wissenschaftlichen Publikationen eingeladen, ihre sauren Stoffe vorzustellen und zu begründen. Eine Antwort steht, wie zu erwarten, noch aus.
    Im Mai 2019 wurde der Autor eines Spiegel Bestsellers „Heilen – Mit der Kraft der Natur“ im gleichen Sinne kontaktiert, leider wieder ohne Erfolg.
  • Die Fakten: Banane, Forelle, Salami und Parmesan sind keine sauren Nahrungsmittel, auch Kuchen und Wein zählen nicht dazu – also guten Appetit, Frau Schrowange!

Fazit

  • Kuchen und Wein – ohne Reue genießen.

Latente Azidose

  • Haben Sie die Ausführungen der Fa. Protina auf deren Website verstanden?

    Eine akute Übersäuerung (akute Azidose) ist eine lebensgefährliche Erkrankung …
    Da diese Form der akuten Übersäuerung nicht durch Ernährungseinflüsse provoziert werden kann, soll an dieser Stelle nicht weiter darauf eingegangen werden.

    Unser Augenmerk liegt auf der chronischen Übersäuerung, der sog. latenten Azidose.
    Der Begriff „latent“ bedeutet so viel wie „versteckt“ und weist auf einen chronischen Zustand hin, der sich zunächst nicht bemerkbar macht. Die latente Azidose bzw. chronische Übersäuerung … gekennzeichnet durch eine geringfügige Verschiebung des Blut-pH innerhalb des Normbereiches (pH 7,35 – pH 7,45) zum Sauren hin. Die chronische Übersäuerung verläuft ohne spezifische klinische Symptome, d. h. wir verspüren zunächst keinerlei körperliche Veränderungen.

Fragen

  • Sind Sie „latent untergewichtig“, wenn Sie (Ihre Internet-Daten 61 Jahre, 1,65 m, 63 kg) deutlich unter dem Durchschnittsgewicht der Frauen in Deutschland (60 bis unter 65 Jahre, 1,65 m) mit 70,9 kg liegen, wie vom Statistischen Bundesamt für 2017 angegeben?
  • Wieso warnen Sie Ihre „Follower“ vor der latenten Azidose, wenn die chronische Übersäuerung ohne spezifische klinische Symptome und keinerlei körperliche Veränderungen verläuft?
  • Warum warnen Sie Ihre „Follower“ nicht vor der täglichen Aufnahme von Kochsalz (NaCl), wenn mit der täglich empfohlenen Zufuhr von Basica Vital immerhin 65 mmol Natrium (Na) und bei Basica Instant 29 mmol Natrium (Na) aufgenommen werden?
    Hat Sie die Fa. Protina über die Empfehlungen der WHO (Weltgesundheitsorganisation) oder der DGE (Deutschen Gesellschaft für Ernährung) informiert?
    Die WHO empfiehlt täglich höchstens 6 Gramm Kochsalz, die DGE höchstens 5 g täglich, das entspricht maximal 41 mmol Natrium (103 mmol NaCl) bzw. 34 mmol (86 mmol NaCl) pro Tag.
  • Werden Sie nicht nachdenklich, wenn aktuell (Süddeutsche Zeitung vom 19.06.2019) der Firmenchef von Dr. Oetker, Albert Christmann, zum Thema gesunde Ernährung darauf hinweist, dass die „Ristorante“-Pizza schon 27 Prozent weniger Salz enthält?
  • Wollen Sie wirklich, dass Ihre „Follower“ zu latenten Hypertonikern (erhöhter Blutdruck) werden, weil Sie ihnen bis zur doppelten Kochsalz-Aufnahme täglich raten?

Sehr geehrte Frau Schrowange,

eine Antwort von Ihnen wird nicht erwartet, ein Kommentar Ihrer MSC Promotion GmbH oder Protina Pharmazeutische GmbH hingegen würde hier dankbar aufgenommen, wie beiden Firmen angeboten.

Mit besten Grüßen

Prof. Dr. med. R. Zander
____________________

Fußnote

Der Versuch, diesen Offenen Brief auch in der Apotheken Umschau zu veröffentlichen, ist leider misslungen, weil man dort seitens der Redaktion - wie auch in ähnlich gelagerten Fällen - dazu grundsätzlich keine Stellung nimmt, und nicht beurteilen will, inwieweit diese Kritik inhaltlich gerechtfertigt ist. Also bleibt es dabei: „Basica® erhalten Sie exklusiv nur in Apotheken.“ Allerdings findet sich in der Apotheken Umschau unter Krankheiten von A – Z  keine Azidose, ebenso nicht unter Symptome von A - Z.
Da viele Apotheken Basica im deutlich sichtbaren Eingangsbereich anbieten, bleibt nur die Möglichkeit, die Apotheken in Deutschland möglichst zahlreich per E-Mail zu informieren.

Die Internetseiten wurden am Tag der Veröffentlichung (21.06.2019) eingesehen.