(Point of Care, Patienten-nahe Sofort-Diagnostik)
unter besonderer Berücksichtigung der Gerinnungs-Diagnostik
Hier stehen der aktuelle sowie der auf pH 7,4 korrigierte Wert zur Verfügung, letzterer normiert cCa2+, d. h., eliminiert den Einfluss des pH auf cCa2+ (Azidose hebt, Alkalose senkt cCa2+). Weil aber auch eine Erhöhung der Lactat-Konzentration cCa2+ senkt, lässt sich bei Intensivpatienten zeigen, dass sich beide Effekte weitgehend aufheben können. Soll also die für Polytrauma-Patienten typische Hypocalcämie mit resultierender Gerinnungs-Störung diagnostiziert werden, kann nur die aktuelle In-vivo-Ca2+-Diagnostik in Betracht kommen.
Die folgende Abbildung zeigt das Ausmaß der pH-Variation bei Intensivpatienten [6]: Fast 3.000 Patienten von 3 Intensivstationen bei Aufnahme und "Entlassung" (incl. Verstorbene) zeigen BE-Werte von -30 bis +30 mmol/l und CO2-Partialdrücke (nur indirekt dargestellt) von 15 bis 120 mmHg (die Funktion gilt für einen pCO2 von 40 mmHg).
Unbestritten ist der Base Excess heute für Polytrauma-Patienten neben dem Quick-Wert (s. u.) der wichtigste Prognose-Indikator für das spätere Überleben. Die Fakten von ~ 8.200 Polytrauma-Patienten aus 4 Studien (siehe folgende Abbildung) sprechen für sich, über 50 % dieser Patienten versterben an der unstillbaren Blutung [3].
Die Point of Care Diagnostik hat zum Ziel, die aktuellen In-vivo-Befunde des Patienten zu erheben, um daraus die erforderliche In-vivo-Therapie abzuleiten. Dieses Credo sollte auch für die Gerinnungs-Diagnostik übernommen werden, was derzeit dringend erforderlich erscheint. Eine normierte In-vitro-Diagnostik des Zentrallabors kann diese Forderungen nur teilweise erfüllen. Nur eine In-vivo-Diagnostik der aktuellen Situation des Patienten eröffnet somit die Möglichkeit, eine gezielte In-vivo-Therapie des Elektrolyt-, Säure-Basen-, Metabolit- und Gerinnungs-Status zu gewährleisten. Insbesondere die Gerinnungs-Therapeutika sind hiervon tangiert, weil sie vielfach über längere Zeit mit einer optimalen Diagnostik einzustellen sind. Für den Einsatz von Infusionslösungen wird die gleiche Forderung bereits praktiziert:
In vivo als Ziel für Diagnostik plus Therapie!